Das Wissenschafterinnenkolleg Internettechnologien lud gemeinsam mit
der Österreichischen Computer Gesellschaft im Rahmen des WIT-Kolloquiums
zu folgendem Vortrag ein:
Frauenförderung
in die Technik -
Erfahrungen, Erfolge, Widerstände
Johanna Dohnal Österreichs erste Frauenministerin
Wann:
Wo:
Montag, 22. März 2004
17:00 - 18:00+
TU Wien, Hörsaal EI 9
Gußhausstr. 27, 1040 Wien
Fotos
von der Veranstaltung Hier
finden Sie Fotos vom Vortrag und dem nachfolgenden informellen
Meinungsaustausch.
Video von der
Veranstaltung Der Vortrag ist auch als Video
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Schriftliche
Fassung des Vortrags Interessierte finden hier
den Text des Vortrags auch im pdf Format (155 KB).
Nachlese Rund 90 BesucherInnen kamen zum Vortrag der bekanntesten Frauenpolitikerin
Österreichs. Der Tenor nach der Veranstaltung war äußerst
positiv, die hohen Erwartungen wurden voll erfüllt. Einmal mehr
hat Johnanna Dohnal mit ihrer klaren Analyse und ihren engagierten Forderungen
nach einer feministischen und humanistischen Gesellschaft die ZuhörerInnen
überzeugen können.
Der historische Abriß zu Beginn der Ausführungen machte
deutlich, wie kurz erst die Geschichte der institutionellen Frauenförderung
in Österreich andauert und welche (heute nicht mehr vorstellbaren)
Hürden im Bildungs- und Beschäftigungsbereich bereits genommen
wurden. Auf der anderen Seite wies Frau Dohnal auf die Langlebigkeit
bzw. das Wiederaufleben geschlechtsspezifscher Ungleichheiten hin. Die
Aktion "Töchter können mehr" war in den 80er Jahren
der Beginn der Technikförderung von Mädchen und Frauen in
Österreich, die durch den Aufbau von Beratungsstellen gefestigt
wurde. Obwohl die quantitativen Auswirkungen dieser Aktionen nicht die
Erwartungen erfüllten, sind Initiativen wie diese zum Aufbrechen
geschlechtsspezifischer Rollenzuschreibungen nach wie vor von wesentlicher
Bedeutung. Technikgestaltung ist ein zentraler, gesellschaftlicher Bereich,
der nicht ohne Frauen passieren darf. Ökonomische Selbständigkeit,
gleiche Zugangschancen in alle Berufsbereiche und gerechte Verteilung
gesellschaftlicher Arbeit seien schliesslich Kernpunkte der Gleichberechtigung
und noch lange nicht erreicht.
Die lebhafte Diskussion nach dem Vortrag zeigte das große Interesse
am Thema Frauen und Technik, aber auch an der Person von Johanna Dohnal.
Danach gefragt, wie sie ihr Leben führen würde, wäre
sie noch einmal 18, antwortete sie, sie würde nichts daran ändern,
im Gegenteil, noch kompromissloser handeln. Für diese Aussage erhielt
sie spontanen, langen Applaus.
Das WIT-Team gratulierte Frau Dohnal mit einem Blumenstrauß und
einem Musikständchen zum 65. Geburtstag. Nach dem offiziellen Programm
wurde bei Käse und Wein noch in bester Stimmung weiterdiskutiert.
Die musikalische Begleitung durch Petra Stump (Klarinette) und Margit
Schoberleitner (Schlagwerk) war die optimale Ergänzung zum Ausklang
einer erfolgreichen Veranstaltung.
Zur Person Geboren am 14. 2. 1939 in Wien. Erlernter Beruf: Industriekauffrau.
Mit 18 Jahren Heirat, (19 Jahre später Scheidung), Geburt eines
Sohnes und einer Tochter. Sehr früh Mitarbeit in der SPÖ.
1969 Bezirksrätin, 1972 Wiener Frauensekretärin der SPÖ,
1973 bis 1979 Wiener Landtagsabgeordnete und Gemeinderätin. 1979
von Bundeskanzler Kreisky als Staatsekretärin für allgemeine
Frauenfragen in das Bundeskanzleramt geholt. 1991 bis 1995 erste Frauenministerin
Österreichs.
Für Frauenfragen sensibilisiert wurde Johanna Dohnal durch den
Kampf um die Fristenregelung und den Beginn einer neuen Frauenbewegung
Anfang der siebziger Jahre. Bereits in den 70er Jahren startete sie
Selbstbewusstseinsseminare für (Haus-)Frauen, Kampagnen zur Förderung
von Mädchen in nichttraditionelle Berufe und setzte sich nachdrücklich
für die Errichtung des ersten Frauenhauses in Österreich ein.
Gegen viele Widerstände versuchte sie, die Diskriminierung der
Frauen innerhalb der Gesellschaft bewusst zu machen und Schritt für
Schritt zu beseitigen. Sie setzte sich folgerichtig dafür ein,
auch Vätern die Möglichkeit zu geben, in (Eltern-)Karenz
zu gehen und machte sich stark für die Quotenregelung innerhalb
der SPÖ. Auf Johanna Dohnal geht unter anderem das Bundes-Gleichbehandlungs-
und Frauenförderungsgesetz zurück.
Zu den frauenpolitischen Eckpfeilern in Johanna Dohnals
Politik zählten der gleiche Zugang für Mädchen zum Bildungssystem
und das Engagement gegen geschlechterdifferenzierende, rollenkonforme
Ausbildungsinhalte. Erfolgreich ist die bekannteste Frauenpolitikerin
Österreichs weiters für Regelungen und Maßnahmen gegen
die vielfältigen Diskriminierungsformen in der Erwerbsarbeit (bei
Zugang, Entlohnung, Aufstieg und Vereinbarkeit) eingetreten. Strategien
zur stärkeren Präsenz von Frauen auf allen Ebenen der Politik
waren ihr ebenfalls ein zentrales Anliegen. Johanna Dohnals Politik
stand im Kontext der Gleichstellung und im Horizont der sozialen Gerechtigkeit.
Mehr Info unter: http://www.johanna-dohnal.at